Wie bekommt man ein gutes Money Mindset? Darf man mit Kindern über Schulden reden? Und wo sitzen eigentlich die schlechten Gefühle? Mit der „Gefühls-Detektivin“ Katja Köbel habe ich mich dem Thema genähert.
Den Gefühlen auf der Spur
Katja Köbel
arbeitet als ausgebildete Coachin für Kinder und Jugendliche in der Rhein-Main-Region. Als „Gefühls-Detektivin“ spürt sie gemeinsam mit ihren jungen Coachees negative Gefühle auf, gibt ihnen Raum und hilft, ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln. Wie das funktioniert, will ich wissen. Formen und Farben würden helfen, die innere Welt der jungen Menschen auszudrücken. „Beispielsweise beschrieb ein Kind seine Sorgen als harte grüne Kugel, die mitten in den Rücken drückt“, erklärt Katja, „Als ich ihm die Möglichkeit bot, diesen negativen Gegenstand durch ein positiveres Bild zu ersetzen, wählte es eine zarte weiße Perle. Das glänzende Objekt stand für Mut.“ Oft ginge es bei den Gesprächen um Versagensängste, erzählt Katja aus ihrem Praxisalltag. Schlechte Noten in der Schule, die Angst von den Eltern nicht mehr geliebt zu werden, das komme häufig vor.
Ist Geld schlecht?
„Kinder unterscheiden bei Geldangelegenheiten zunächst einmal nicht nach gut und böse. Geld ist für sie neutral. Erst Eltern laden das Thema emotional auf“, erläutert die Coachin. Als Mutter einer Tochter und eines Sohns plädiere sie dafür, mit den Kindern zu reden – über jedes Thema, auch über Geld. Geht es in der Schule zum ersten Mal um das Rechnen mit Münzen und Scheinen, könne man mit der Gelderziehung anfangen, findet sie. Auch hier geht es ihr um’s Erklären, nicht um eine Bewertung. „Also, fragt eure Kinder ruhig mal‚ wozu Geld für sie da ist. Sie werden schnell rausbekommen, dass es ein Tauschobjekt ist. Für etwas, das sie gerne haben möchten“, lacht die sympathische 42-Jährige. Im Zuge dessen könne man auch das Sparbuch, Bank und Zinsen thematisieren.
Soll man über Schulden sprechen?
Eltern befürchten, ihre Kinder mit Geldsorgen zusätzlich zu belasten. „Aber auch die Kleineren entwickeln dafür sehr feine Antennen. Sie hören ein ‚das können wir uns nicht leisten‘. Sie spüren den Verzicht, etwa wenn der Sportverein oder der Musikkurs eben nicht drin ist“, hebt Katja bedauernd die Schultern. Da helfe nur Reden. Immer anlassbezogen, altersgerecht und behutsam. Erst mit der weiterführenden Schule könne man auch abstrakter an die Sache herangehen und finanzielle Unabhängigkeit, Selbständigkeit oder Luxus thematisieren.
Und wenn es existenziell wird? „Hier sprechen wir über eine akute, heftige Angst“, erklärt Katja Köbel und wird ernst, „Da müssen Mamas oder Papas erklären, dass niemand davon stirbt. So fühlt es sich nämlich für Kinder an.“ Man könne beispielsweise darüber sprechen, dass es in diesem Land eine soziale Unterstützung gebe, die niemanden hungern ließe und das Schlimmste verhindere. Wichtig sei, die Kinder einzubeziehen in alle Gefühle, die wir dabei durchlebten. Und klar zu kommunizieren, was zukünftig möglich sei und was nicht. „Ein Beschönigen der Situation mag zunächst leichter erscheinen, hilft aber auf lange Sicht nicht. Und zerstört Vertrauen“, gibt die Coachin zu Bedenken.
Kann man mit Geld Liebe kaufen?
„Geldgeschenke, Smartphones oder die teure Fußballausstattung von der Oma können natürlich Bestechungsversuche sein“, weiß Katja Köbel aus eigener Erfahrung, „Aber Eltern können ihren Nachwuchs immer fragen: Wie geht es dir dabei? Was macht das mit dir?“ Auch hier ist sie für Offenheit: „Ansprechen, Hinterfragen ohne jemanden schlecht zu machen. Kinder checken schnell, was die Gegenleistung ist. Und es liegt dann ganz in der Persönlichkeit des Kindes, ob es das Angebot ablehnt oder sich vielleicht auch darauf einlässt.“
Letztendlich sollte eine negative Haltung zu Finanzen immer hinterfragt werden. Die Expertin empfiehlt: „Hakt nach: Was macht Geld für Dich böse? Und erklärt, dass man mit Geld auch Gutes tun kann. Etwa Menschen oder Tieren in Not helfen.“ Übrigens, wenn das Elternhaus keinen guten Umgang mit Geld vermittelt, ist nicht alles verloren. „Ältere Kinder suchen sich aktiver Vorbilder. Zunächst für ein Hobby wie Fußball. Aber auch für Geld. Das kann ein einzelner sein, oder eine Institution wie die Schule. Per se ist es nie zu spät, sich von alten Denk-Gewohnheiten in Bezug auf Finanzen zu lösen und sich auf Neues einzulassen“, schließt Katja unser Gespräch.
Grafik: Katja Köbel