Genervt vom Homeoffice? Ja, das war ich definitiv. Und habe in der tiefsten Lockdown-Zeit beschlossen, mich in einen Co-Working-Space einzubuchen. Nicht irgendeinen. Mein Schreibtisch musste „Blick auf den Dom“ haben. Was ein Co-Working-Platz kostet und wo Aussicht oder Ausstattung besonders schön sind, erfahrt ihr diesmal in meinem Blog.
Zu allererst: Ich liebe mein Büro. Es ist genauso, wie ich es immer haben wollte. Ein schicker weißer Tisch, puderrosé Schreibtischutensilien und zarte Orchideen. Ganz so, als hätte Delia von Westwing den Zauberstab geschwungen. Ein riesengroßer Unterschied zu meinem alten Arbeitsplatz in einem sehr weitläufigen, sehr grauen Handelsraum. Von der Einrichtung will ich garnicht erst anfangen. Aber, besonders kreativ ist man nicht, wenn man tagein, tagaus durch das gleiche Fenster auf die gleiche Umgebung schaut.
Arbeiten in der Heimat
Eines wollte ich schon immer machen: Schreiben in meiner Heimatstadt Köln. Mit Blick auf den Dom kommen mir bestimmt die besten Ideen. Dachte ich. Und wählte einen Co-Working- Space, der mich gleichzeitig kulinarisch glücklich machen sollte: die offenen Arbeitsplätze im 25hours Hotel The Circle mit angeschlossenem Catering von Neni. Die israelische Küche von Haya Molcho und ihren Söhnen ist ein Traum. Das Schöne an diesem Ort: Es ist herrlich unkompliziert. Man muss keinen festen Platz oder eine Uhrzeit buchen. Man sitzt an runden Hochtischen oder in Reihe. Für Telefonate bieten sich abgeschirmte Loungeecken mit tiefen, stylischen Sesseln an. Oder zwei separierte Schreibtische in einem modern designten Rondell. Dafür muss man allerdings schnell sein. Ein guter WLAN-Anschluss, ordentliches Licht und Steckdosen sind ein Pluspunkt. Dazu eine Bar, die Flatrates für Kaffee (7 Euro) oder Wasser (4 Euro) anbietet, so dass man gut versorgt ist. Eine günstige Geschichte: Denn der Arbeitsplatz ist gratis, man zahlt, was man bestellt. Etwa einen Muffin für 3 Euro, ein Shakshuka-Frühstück für 6,50 Euro oder mittags Mezze-Trio bzw. Burger für rund 20 Euro.
Die Großen
Das Gegenteil zu dieser eher beschaulichen Hotelatmosphäre bieten die hochprofessionellen Büros der großen Anbieter wie WeWork. Hier kann man zwischen einem einzelnen Schreibtisch, einem abgetrennten Büro, einem Platz im offenen Arbeitsbereich oder auch einem Veranstaltungsraum wählen. Gerade für Freiberufler oder Gründer, deren Büro schubweise wächst, kann das eine gute Alternative sein. Der Co-Working-Riese aus New York bietet ein Rundrum-sorglos-Paket. Man WeWork auch den Robinson-Club des Co-Workings nennen.
Gezahlt wird eine Mitgliedschaft –Yogastunden und schicke Kaffeebar inklusive. Es beginnt in der Basis-Version mit einem Platz im offenen Arbeitsbereich (Hot Desk) für 280 Euro im Monat. Der muss aber auch am Abend wieder geräumt sein. Ein Tipp: Sonderaktionen gibt es immer wieder. Derzeit bietet WeWork ein Drei-Monats-Paket für 199 Euro/Monat an. Wer sich für ein Jahr an einen eignen Schreibtisch oder ein Büro bindet, sitzt die ersten zwei Monate gratis an der Schreibtischplatte. Der Dedicated Desk kostet 350, das Einzelbüro ab 630 Euro. Weitere große Anbieter mit ähnlichem Mitgliederkonzept Konzept sind Mindspace, Regus und DesignOffices.
Co-Worken von Hamburg bis München
In Hamburg arbeitet man entspannt im blau-weißen Ambiente des „finhaven“ in der Hafencity. Ab 99 Euro monatlich ist man dabei. Das Designloft „places“ gilt als gut durchdachter Co-Working-Space mit einem praktischen Konzept: Alle Büromöbel können direkt gekauft werden. Durch dieses Mischkonzept wird der Arbeitsplatz besonders günstig – mit nur 12 Euro pro halbem Tag. In Berlin wird „WorkWing“ als Tipp unter Freiberuflern weitergegeben. Die Start-up Atmosphäre mit pfirsichfarbenen Wänden verleiht jedem Projekt Flügel. Aber auch der Frauen Co-Working-Space „Wonder“ am Prenzlauer Berg klingt klasse. Frau kann sich hier einen Teilzeit-Platz für beispielsweise zwei Tage pro Woche buchen. Abos gibt es ab 59 Euro. In München spürt man den Umbruch besonders am Ostbahnhof: Im Werk 1 finden Start-ups und Freelancer ein variantenreiches Angebot. Vom Tagespass für 20 Euro bis zu zum Fulltarif für 190 Euro kann jeder Co-Worker seine Zeit im temporären Büro staffeln.
Unterm Strich: Lohnt sich Co-Working?
Wer Abwechslung vom eigenen Büro sucht, sollte Co-Working unbedingt probieren. Aber so, wie einem nicht jede Jacke steht, passt auch nicht jeder Workplace zu jedem Jobprofil. Ein Platz im offenen Arbeitsbereich war akustisch eine absolute Herausforderung für mich. Gespräche von rechts und links machten konzentriertes Arbeiten schwerer als gedacht. Für ein Ausprobieren ist die Hotellösung, so wie ich sie gewählt habe, ideal. Für den Preis eines Mittagsessens bekommt man schon einen super Platz. Eine monatliche Mitgliedschaft sollte man sich erstmal gut überlegen und vielleicht einmal „Probearbeiten“.