Wir alle haben sie, die kleinen und großen Herzenswünsche. Zu den kostspieligeren zählt sicherlich ein Diamantring. Manchmal verbunden der emotionalen Frage „Willst Du …“. Neben dem Herzenswunsch, können Diamanten auch eine Wertanlage sein.
Kurz vor der Hochzeitssaison habe ich mich über die Kosten und Auswahlkriterien mit Abi Weber unterhalten. Der Frankfurter Goldschmied und Diamantgutachter mit eigenem
Juwelier-Geschäft
verfügt über weitreichende Erfahrung mit den 15 gängigsten Schmucksteinen. Im Laufe seiner Ausbildung und Arbeit hat er tausende von Steinen bewertet. In den letzten zehn Jahren verkauft Weber immer häufiger Einkaräter in seinem Juwelier-Geschäft. „Die amerikanische Herangehensweise drei Monatsgehälter in den Verlobungsring zu investieren, hat auch in Deutschland Einzug gehalten“, erzählt er aus der Praxis.
Der Diamanten-Markt
Insgesamt wird mehr Schmuck gekauft. Laut Weber gibt es dafür zwei Gründe: „Erstens, nach den Corona-Einschränkungen möchten die meisten Kund:innen mit Schmuckstücken das Leben zelebrieren. Zweitens, werden die Menschen auf dem aktuellen Zinsniveau weniger zum Sparen und mehr zum Konsum animiert.“ Interessanterweise beobachtet der Juwelier einen Anstieg in allen Segmenten: von ein paar hundert Euro bis hin zu fünfstelligen Kaufpreisen gehen die Preziosen über die Ladentheke.
Aufgrund der weltweiten Unsicherheiten seien die Preise für Diamanten in den letzten ein bis zwei Monaten stark gestiegen, erklärt Weber. Abhängig vom Gewicht zwischen 8 und 16 Prozent. Auffällig sei, dass gerade kleine Brillanten extrem im Preis anzogen: 0,01-Karat-Steine hatten sich allein im März um 12 Prozent verteuert. Im Jahresvergleich sind Preissteigerungen von 15 bis 20 Prozent zu beobachten.
Die vier Cs
„Ein Diamant ist ein Naturprodukt. Lege ich zehn unterschiedliche Diamanten gleicher Größe auf den Tisch, ist das noch lange nicht das gleiche Produkt“, erklärt der Diamantgutachter. Nach vier Kategorien wird ein Stein bewertet: Carat, Colour, Cut und Clarity.
Carat:
Größe bzw. Gewicht. Ein metrisches Karat entspricht 0,2 Gramm.
Colour:
Das Farbspektrum reicht von D bis Z – Verarbeitet wird von hochfeinem Weiß (D) bis hin zu Weiß (H).
Cut:
Klassisch ist der runde Schliff als Brillant. Zusätzlich gibt es 24 sogenannte Fancy Cuts, etwa die beliebte Cushion-Form.
Clarity:
Die Reinheit der Steine reicht von lupenrein bis Piqué 3. Kleine Einschlüsse der Klasse SI1 und SI2 sind vertretbar.
Diamanten gut zertifiziert
Heute wird nahezu kein Diamant ab einer Größe von 0,25 Karat ohne GIA-Zertifikat verkauft. GIA ist die Kurzform für Gemological Institute of America. Das in den 30er Jahren gegründete Unternehmen gilt als gemeinnützig, seriös und unabhängig. Die neutrale Bewertung von Diamanten und anderen Edelsteinen wird weltweit geschätzt. Das deutsche Pendant dazu ist das Prüflabor des Deutschen Germologischen Instituts in Idar-Oberstein. Die seriöse Zertifizierung des Steins sollte die Grundvoraussetzung für den Kauf sein, rät der Diamantgutachter. „Bei der Zertifizierung wird eine Nummer vergeben, die mikroskopisch klein in die Rondiste des Steins gelasert wird“, erklärt Abi Weber, der selbst seit Jahren mit Lupenbrille und Mikroskop arbeitet.
Worauf muss ich achten?
Weber warnt vor Online-Käufen: „Gerade im Internet tauchen häufiger Steine mit EGL-Zertifikat auf. Ein europäisches Bewertungssystem, das für eine sehr lasche Zertifizierung bekannt ist. Ein einfaches Beispiel: Getöne Einkaräter werden dort gerne mal als rein in der Farbe dargestellt.“ Was die Käufer anzieht: günstige Diamanten von einem Karat sind hier ab 2.000 Euro zu haben. „Reicht die Spanne bis 18.000 Euro, sollte einem der gesunde Menschenverstand sagen, dass das nicht die gleiche Ware sein kann“, warnt Weber. Für vernünftige Diamanten von einem Karat sollte man zwischen 6.000 und 12.000 Euro investieren, rät der Experte.
Beim Kauf eines Schmuckstücks mit begrenztem Budget zeigt der Profi eine elegante Lösung: der optische Unterschied von zwei bis drei Zehnteln bei einem 0,9 Karäter im Vergleich zum Einkaräter ist gering. Laien sollten mehr auf die Farbe und den Schliff achten.
Ist ein Diamant eine Wertanlage?
Diamanten sind wertbeständig. Man kann sie leicht und schnell transportieren. In unsicheren Zeiten sei manchen das durchaus wichtig, erklärt der Experte. „Sie dürfen Diamanten allerdings nicht mit einem Aktieninvestment vergleichen“, erklärt der ausgebildete Banker, „Wer nur einen Stein kauft, wird auch nur einen verkaufen können – auf einen Markt, auf dem viele Händler mit größeren Stückzahlen konkurrieren. Aber um die langfristige Wertsteigerung zu dokumentieren, gibt er uns ein Beispiel: Ein Einkaräter, den Webers Großvater in den Achtzigern für 4.500 D-Mark erwarb, hat heute einen Marktwert von 23.000 Euro.
Zu den weltweit bedeutendsten Diamantenbörsen zählen Mumbai, New York, Hong Kong, Antwerpen und Tel Aviv. „Auch hier darf man sich das nicht vorstellen wie auf dem Frankfurter Parkett. Diese Umschlagplätze sind Hochsicherheitstrakte in Bürogebäuden“, erklärt der Diamantenexperte.
Praxistipp
Wie kommt man an eine:n Expert:in? Wer einen Diamanten graduieren lassen möchte, fragt bei den großen Juwelieren wie Tiffany oder Cartier nach einer Empfehlung. Diese bewerten nicht selbst, kennen aber verlässliche Juweliere und Gutachter vor Ort. „Dennoch sollte man Schmuck nicht nur als Investment betrachten. Er soll Schönheit vermitteln und Freude bringen. Jedes Schmuckstück hat seine Erinnerung“, schließt Abi Weber das Gespräch und fasst an die Kette mit dem Anhänger seines Großvaters.
Bildnachweis: Dennis Juwelen. Diamant: 950/- Platin Ring mit einen 1,15 Karat Stein, D VS1 Excellent