Jugendliche für Finanzen zu begeistern, ist nicht immer leicht. Es sei denn, es geht um eine Taschengelderhöhung. Deshalb lohnt es sich Aktien zu suchen, die Teenagerherzen berühren: heißer Tech-Scheiß, Vegi-Ernährung oder nachhaltiges Leben.
Bei der Recherche für diesen Blogbreitrag dachte ich, das wird leicht. Schließlich kenne ich viele Menschen aus der Finanzbranche. Und deren Kinder kommen doch ganz natürlich mit dem Thema Aktien in Verbindung. Weit gefehlt. Zwar bemühen sich Mütter wie Väter aus Banken und Börsen redlich, dem Nachwuchs das Thema Kapitalmarkt näher zu bringen. Aber so richtig Interesse entfacht das Thema bei kaum einem Teenager.
Potpourri an Finanz-Anekdoten
Die meisten Teenager-Eltern schütteln bedauernd den Kopf. Ein paar Beispiele: Der Investment-Banking-Papa nutzt im Homeoffice die Gelegenheit, erste Transaktionen mit der Tochter zu tätigen. Lakonischer Kommentar: „Es reicht, wenn Du das für mich machst, Papa“. Die nächsten Eltern beschreiben, dass beide Kinder zwar wüssten, wo sie als Aktionäre beteiligt sind, das Interesse aber über ein paar Basiskenntnisse aus dem Schulunterricht nicht hinausginge. Immerhin habe man gelernt, was Dividende sei. Ein älterer Teenager erzählt, dass der Großvater ihn an das Thema herangeführt habe und ihm auch die ersten Aktien übertrug. Mit 14 oder 15 habe er das allerdings erst richtig verstanden. Heute mache es ihm Spaß, mit dem Opa über diverse Aktien zu philosophieren. Die Mutter einer Vierzehnjährigen berichtet, dass die Tochter noch kein Interesse zeige, sie würden es aber mit ETFs versuchen und nutzten das Pantoffel-Portfolio von Finanztest.
Wie sag ich‘s meinem Teenager?
Ein Thema, viele Herangehensweisen. Fest steht, immer dann, wenn sich der Nachwuchs mit einem Thema indentifizieren kann, gibt es Anknüpfungspunkte für ein erstes Finanz-Gespräch. Christiane von Hardenberg, Autorin des Ratgebers „Selbst investiert die Frau“, erzählt zum Beispiel, wie sie eines Abends das Gespräch mit ihren Kindern begann. Der Sohn bekam leuchtende Augen und fragte fasziniert: „Dann gehört mir ein Teil von Apple?“ Und so erklärte sie, dass es zwar nur ein sehr, sehr kleiner Teil sei, er aber damit am Gewinn und Verlust der Kalifornier beteiligt werde. Für Apple reichten die Ersparnisse zwar nicht, aber immerhin kauften sie noch an diesem Abend Aktien von HelloFresh.
Diese Aktien könnten Teenager interessieren
Ein Thema, das viele Jugendliche bewegt, ist eine sich verändernde Ernährung, gerade mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit. Das schwedische Unternehmen Oatly, das eine vegane Alternative zu Milch produziert, ist beispielsweise im Mai diesen Jahres an die Börse gegangen. Der Hersteller pflanzlicher Burger Beyond Meet
wiederum ist seit gut zweieinhalb Jahren auf dem Markt. Wichtig zu wissen: beide Aktien setzen auf ein Trendthema, das nach dem Hype auch schnell vorbei sein kann. Es sind Wachstumsunternehmen, bei denen jeder Cent Gewinn ins Unternehmen gesteckt wird. Großartige Ausschüttungen sind hier nicht zu erwarten.
Unsere Kinder sind Digital-Natives. Um eines kommt kaum ein Teenager kaum drumherum: ein Smartphone. Böse Eltern behaupten sogar, es sei an Tochter oder Sohn festgewachsen. Klar, dass man mit einem Gespräch über Apple
einen guten Einstieg findet. Eine Aktie kostet derzeit rund 150 US-Dollar. So lernt der Nachwuchs auch gleich, was ein Wechselkurs ist. Der nächste Top-Kandidat ist schon nicht mehr ganz so offensichtlich: der Grafikkartenhersteller Nvidia. Kein Videospiel würde ohne die schnellen Mikrochips der Kalifornier funktionieren – und übrigens auch keine Videokonferenz. Nicht zuletzt Netflix. Denn wer netflixt nicht? Die Streaming-Plattform aus den USA hat in Pandemiezeiten ordentlich zugelegt und expandiert in viele Länder weltweit.
Wie werden wir uns zukünftig von A nach B? Diese Frage treibt nicht nur eine halbe Million Stadtradler an, die regelmäßig für den Klimawandel demonstrieren. In vielen Familien ist E-Mobilität
ein Thema. In die E-Bike-Branche kann man in die Aktie von Europas größten Hersteller Accell
investieren. Die Niederländer wollen zukünftig verstärkt auch auf Lastenräder und Teile setzen. Beim Thema E-Auto bleibt der Game-Change Tesla
das Maß der Dinge. Ein Aktienkurs von 760 US-Dollar ist jetzt nicht unbedingt eine „Test-Größe“ für ein Junior-Depot, aber auch Bruchteile sind handelbar (siehe Fazit).
Dem Onlinehandel
gehört die Zukunft, auch wenn viele aus Nachhaltigkeitsgründen ihren Konsum reduzieren. Das teuerste Unternehmen der Welt, aber sicher auch eines der bekanntesten ist Amazon. Bei einem Kurs von 3400 US-Dollar ist der Titel für Anfänger definitiv unerschwinglich. Aber er gehört in die Liste „Teenagers Choice“. Gleiches gilt für die DAX®-Werte Zalando
und Delivery Hero.
Auch wenn es mühsam sein kann, dem „Pubertier“ Werte zu vermitteln oder vermeintlich langweilige Finanzthemen nahezubringen, jedes Gespräch zählt. Ein letzter Tipp, den ich neulich in einem Gespräch von Dr. Ella Rabener erhielt: auf der US-Plattform
public.com
können Kinder für einen von den Eltern vorgegebenen Betrag auch Bruchteile von Aktien erwerben. Falls es also bei Tesla und Amazon nicht so ganz mit dem Taschengeld reichen sollte …