Den Alltag einer Familie zu managen ist nicht immer leicht. Ich kenne Mütter und Väter, die dazu eigens Excel-Sheets aufsetzen oder überdimensionierte Kalender führen. Kann ich, will ich, soll ich … die Kinderbetreuung in fremde Hände legen? Ein paar Fakten, die die Entscheidung erleichtern.
Tagesmütter
Mehr als 43.000 Tagesmütter und -väter betreuen die Kleinsten in Deutschland. Man findet sie über Inserate, die Gemeinde, das Jugendamt oder Wohlfahrtsverbände wie die Caritas. Eltern von Kindern unter drei Jahren haben seit 2013 sogar einen gesetzlichen Anspruch auf Betreuung bei einer Tagesmutter oder in einer Kita. Im besten Fall handelt es sich um eine führsorgliche wie patente Frau, die die Kinder in kleinsten Gruppen bei sich zuhause betreut. Auf den Begriff „Tagesvater“ entfallen übrigens bei der Google-Suche nur wenige Treffer. Aber es hat mich gewundert, ihn überhaupt zu finden.
Mindestens 160 Stunden Ausbildung muss eine professionelle Tagesmutter vorweisen, bevor sie ihre Dienste anbieten kann. Für zweieinhalb Tage bezahlt man zum Beispiel in Hessen 250 Euro. Die Bandbreite der Kosten ist allerdings extrem groß: ich habe von Tagesmüttern gelesen, die für drei Euro aufpassen, aber auch ein Stundensatz von 25 Euro scheint nicht aus der Luft gegriffen. Zuschüsse vom Jugendamt kann jeder beantragen, der mehr als 50 Prozent arbeitet und das Kind mehr als sechs Wochenstunden betreuen lässt. In der Regel werden die Krabbler von morgens bis nachmittags 16 oder 17 Uhr versorgt. Ist die Betreuerin flexibel, fängt sie auch später noch Notfälle ab. Etwa wenn man in einem Meeting feststeckt.
Babysitter
Schüler und Schülerinnen suchen sich gerne als Nebenjob eine Babysitter-Stelle. Gerade am Nachmittag oder in den frühen Abendstunden können sie eine echte Hilfe sein. Ein gutes Gefühl haben Eltern meist, wenn sie die Kinder von Freunden oder Bekannten beschäftigen. Auch in Bibliotheken oder bei Organisationen wie den Pfandfindern lohnt sich ein Aushang. Der Tarif für Schüler reicht von 5 bis 12 Euro pro Stunde je nach Region, Alter und Anzahl der Kinder.
Die Anforderungen an Kinderbetreuung durch Erwachsene sind höher. Meist erwarten Eltern eine gewisse Vorerfahrung etwa durch eine Au-Pair-Stelle oder eine Tätigkeit im Kindergarten. Zusätzlich wird häufig ein Erste-Hilfe-Kurs oder ein Führerschein gefordert. Gerade bei kleineren Kindern gibt es noch mehr zu beachten, weshalb ich unter drei immer eine erfahrene Person einem Schüler vorziehen würde. Einen guten Überblick bekommt man über Portale wie
betreut.de, die im Vorfeld Kinder- und Elternanforderungen genau erfragen, um einen guten Nanny-Match zu finden. Auch hier variieren die Stundensätze zwischen 15 und 25 Euro. Wer seine Mary-Poppins regelmäßig beschäftigt, sollte nicht vergessen, sie als
Minijob
anmelden.
Die Öffentlich-Rechtllichen
Einen Kita-Platz für unter Dreijährige zu ergattern, gleicht in manchen Städten der Teilnahme an einer Lotterie. Dementsprechend bleibt bei der Preisgestaltung wenig Verhandlungsspielraum. Je nach Bundesland und Region variieren die Betreuungskosten. So berichtet eine Mama, dass sie damals unwissend von Mainz nach Wiesbaden gezogen sei. Das rheinland-pfälzische Mainz erhob keine Kindergarten-Gebühren, während sie in Wiesbaden ordentlich zur Kasse gebeten wurde. Schöner Mist. In Bayern gibt es beispielsweise Gemeinden, die 250 Euro für U3 Kinder verlangen. Dafür wird dort aber auch ein extra Familiengeld an die Eltern gezahlt.
Ein Platz in einer privaten Kindertagesstätte kann gut und gerne mit 1.500 Euro zu Buche schlagen, gerade wenn Betreuungszeiten jenseits der klassischen 17-Uhr-Abholtermine notwendig sind. Hilfreich ist da ein Arbeitgeber mit Betriebskita. Besonders familienfreundliche Arbeitgeber hat das Magazin Freundin gerade im Sonderheft Job&Geld aufgelistet.
Au-Pairs
Unterstützung bei der Kinderbetreuung im Alltag und auch bei der Hausarbeit kann ein Au-Pair bieten. Wenn man bereit ist, eine fremde Person in den eigenen Haushalt aufzunehmen und tatsächlich Platz (mind. 8 qm Zimmer) für den jungen Erwachsenen (18-27 Jahre) hat. Die Au-Pair-Idee beruht nämlich Gegenseitigkeit. Die Familie lernt im Alltag eine andere Kultur kennen, was gerade für die Kinder eine großartige Bereicherung sein kann. Im Gegenzug erlebt das Au-Pair das Gastland hautnah und vertieft seine Sprachkenntnisse.
Erfahrene Gasteltern empfehlen die Vermittlung über eine Agentur. Diese nimmt viel Papierkram ab und steht als neutraler Ansprechpartner bereit. Maximal darf ein Au-Pair 30 Stunden in der Woche helfen, nicht mehr als sechs pro Tag. Ein Einsatz dauert sechs bis zwölf Monate und darf nicht verlängert werden. Welche Kosten kommen auf die Familie zu? Nun, Kost und Logis für den Jugendlichen, ein Taschengeld von mindestens 280 Euro, eine Vermittlungsfee (40 und 130 Euro/Monat), sowie eine Au-Pair-Versicherung (25 Euro/Monat). Meist trägt die Familie auch die Kosten für einen Sprachkurs (130 - 150 Euro) sowie für ein ÖPNV-Ticket. Wer sich auf eigene Faust auf das Abenteuer Au-Pair einlässt, sollte zumindest die
gesetzlichen Bestimmungen
kennen.
Eine perfekte Betreuung wird es nie geben. Aber hin und wieder sollte sich auch die hingebungsvollste Mama und der engagierteste Papa helfen lassen. Unabhängig davon, ob man nun Vollzeit-Mama oder voll berufstätig ist.