Die unterschiedlichsten Unternehmen finanzieren sich über Aktien: die Spanne reicht von traditionellen Automobilbauern bis hin zu ultramodernen Biotech-Unternehmen. Sie alle werden an den weltweiten Börsen weltweit gehandelt. Wusstest Du, dass es auch Börsenbetreiber gibt, die als AG investierbar sind?
Rund 60 große Börsen gibt es rund um den Globus. Die Spanne reicht vom Wallstreet-Riesen, der New York Stock Exchange (NYSE), bis hin zu kleinen Lokalbörsen. Und noch granularer betrachtet sogar bis hin zu den Regionalbörsen. Die nördlichste der großen Börsen befindet sich in Moskau, die südlichste in Sydney. Das Angebot variiert vom Alleskönner bis hin zu Börsen, die sich auf eine spezielle Kundengruppe oder Wertpapiergattung fokussieren. Ein gutes Beispiel: die Börse Stuttgart, die sich seit vielen Jahren mit professionellem Handel um Privatanleger bemüht.
Top Ten Ranking der weltweiten Börsen
Gemessen wird die Größe einer Börse an der Marktkapitalisierung der dort gehandelten Aktien. Gehandelt werden aber auch Anleihen, Rohstoffe und Währungen. Mit nur einer Nasenlänge liegt die alte Dame NYSE vor der jüngeren US-Technologiebörse NASDAQ. Beide weisen eine Marktkapitalisierung von unvorstellbaren 24 bzw. 22 Billionen US-Dollar auf. Dicht gefolgt von den großen Börsen Asiens: der Shanghai Stock Exchange (China), der Hong Kong Exchanges and Clearings (China) und der Tokio Stock Exchange. Bei den europäischen Börsen rangiert die London Stock Exchange mit 3,7 Billionen US-Dollar noch vor der Deutschen Börse in Frankfurt mit 2,5 Billionen. Die Zahlen* sind dynamisch, zeigen aber gut, wo die Money-Musik spielt.
Börsenbetreiber als AG
Die Börse als Unternehmen profitiert immer dann, wenn rege gehandelt wird. Ganz gleich, ob die Kurse fallen oder steigen. Wird denn immer gehandelt? Grundsätzlich ja, nur in absoluten Ausnahmesituationen wie bei 9/11, dem ersten Tag des Lockdowns oder nach der Katastrophe von Fukushima wird der Handel nach festen Regeln ausgesetzt. Börsianer bezeichnen diesen Moment als „Limit-down“, etwa wenn der Dow Jones, das bekannteste US-Börsenbarometer, um mehr als fünf Prozent in einem Rutsch fällt. Auch einzelne Aktien können ausgesetzt werden, wenn ein ordnungsgemäßer Handel nicht mehr möglich ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn einer AG die Insolvenz droht.
Grundsätzlich wird natürlich auch in New York, Frankfurt oder Tokio mehr gehandelt als Pause gemacht. Das Geschehen an der Präsenzbörse zeigt dabei aber nur einen kleinen Ausschnitt des Unternehmens. Ein Großteil des Volumens wird heute über elektronische Handelsplattformen abgewickelt. An einer sich gut entwickelnden Aktionärskultur in Deutschland, der wachsenden Anzahl der Aktionäre und den daraus resultierenden steigenden Umsätzen in den kommenden Jahren dürften auch die Börsenbetreiber partizipieren.
Deutsche Börse AG
Die größte Börse hierzulande hat ihren Hauptsitz in Frankfurt. Ganz genau, in Eschborn bei Frankfurt. Die Deutsche Börse AG betreibt und entwickelt Handelsplattformen und stellt Abwicklungssysteme für den Börsenhandel bereit. An 43 Standorten arbeiten rund 7.000 Mitarbeiter mit, laut eigenen Angaben, 110 Nationalitäten. Die Deutsche Börse Gruppe betreibt die Handelsplätze Xetra und Börse Frankfurt sowie mit der Eurex eine der größten Terminbörsen der Welt. Zudem gehört Clearstream als Abwickler mit Verwaltung und Verwahrung zu 100 Prozent zur Deutschen Börse. Nicht zuletzt verdient die Börse daran, dass sie kontinuierlich das Börsenbarometer DAX und weitere Indizes berechnet, veröffentlicht und lizensiert. Die Aktie ist selbst Bestandteil des Deutschen Aktienindex DAX und hat während der Corona-Pandemie vom regen Handel profitiert.
NASDAQ
Steht die NYSE für die alten, traditionellen Aktien des US-Marktes, so findet man alle Newcomer der Tech-Szene an der elektronischen Börse NASDAQ. Das leuchtende Logo am Times Square hat so ziemlich jeder New York Besucher schon einmal fotografiert. Sprinten Apple, Amazon & Co. von einem Allzeithoch zum nächsten, profitiert auch der US-Börsenbetreiber. Vergleichbar mit der Deutschen Börse AG, aber auf internationalem Niveau bietet das Unternehmen Handelsplätze, Clearingsysteme und Wertpapierverwahrung in über 50 Ländern an. Durch den Zusammenschluss mit der OMX ist die NASDAQ auch in Europa aktiv: die Börsen in Helsinki, Kopenhagen, Stockholm, Island, Tallinn, Riga, Vilnius zählen zum Konzern.
Die zwei Beispielkandidaten profitieren von einer lebendigen Aktienkultur einerseits und von kapitalsuchenden, aufstrebenden Unternehmen andererseits. Denn sie bringen beide Seiten auf dem Kapitalmarkt zusammen.
*Quelle: Gevestor