Bislang lag der Fokus dieses Blogs auf Einzelaktien. Was aber, wenn man statt dem Glücksgriff bei einer Aktie, lieber das Risiko auf ein breit aufgestelltes Depot verteilt? Wie investiert man kostengünstig in einen ganzen Markt? Das Zauberwort der modernen Finanzfrauen lautet: ETFs.
Kürzlich kam ich mit einer Bekannten ins Gespräch, die beruflich häufig mit frisch geschiedenen Ehefrauen zu tun hat: Sie ist Anwältin. Und insofern über das Vermögen ihrer Klientel bestens informiert. Mich überraschte die Tatsache, wie viele Frauen nach einer Scheidung plötzlich sehr vermögend, aber leider in Finanzangelegenheiten völlig unwissend waren. Viele gaben zu, darum habe sich sonst der Ehemann gekümmert. Das Ende vom Lied sei, so die Bekannte, dass wohlmeinende Freundinnen der Frau die Karte irgendeines Finanzmaklers in die Hand drückten. Den Rest kann man sich denken.
Was ist ein ETF?
„Diese Frauen könnten wunderbar mit ETFs beginnen“, spricht sie aus, was ich denke. Also geht es diesmal um eine gute Basis für das erste selbständige Depot: ein börsengehandelter Indexfonds oder kurz ETF.
Ein börsengehandelter Indexfonds (ETFs) bündelt Aktien unterschiedlicher Unternehmen. Dabei bildet der ETF die Wertentwicklung eines Index, wie etwa des deutschen Aktienindex DAX 30 nahezu eins zu eins ab. Man muss sich das vorstellen wie eine sehr gute Kopie oder die quasi identischen ratiopharm-Zwillinge.
Was ist anders als bei klassischen Fonds?
Herkömmliche Fonds, die vom Anlageberater empfohlen werden, sollen durch gezielte Auswahl der einzelnen Komponenten besser als der Index abschneiden. Die Auswahl trifft das sogenannte Fondsmanagement. Dieses versucht, aktiv „den Markt zu schlagen“. Also im o.g. Fall besser als der DAX zu sein. Deshalb spricht man hier auch von „aktiv gemanagten Fonds“. Zahlreiche Studien der vergangenen Jahre belegen allerdings, dass das nur selten dauerhaft gelingt. Sinnvoll scheint mir einer Portion extra Knowhow immer dann, wenn man in weniger etablierte oder transparente Märkte investieren möchte.
Im Gegensatz dazu werden ETFs als „passiv“ bezeichnet, da sie einen gegebenen Index, sagen wir mal „stumpf“, nachbilden. In unserem Fall erwirbt das Computerprogramm der Fondsgesellschaft 30 DAX-Aktien in exakt der gleichen Gewichtung wie im Index: also werden beispielsweise etwa 7,8 Prozent in Allianz, 4,6 Prozent in Bayer und 3 Prozent in Volkswagen investiert. Transparent, oder? Dieser Ansatz bedeutet, der DAX-ETF zwar niemals den Index schlagen wird, er kann sich aber auch nicht wirklich schlechter entwickeln.
Wo punkten ETFs?
Aktive Investmentfonds weisen aufgrund des Mehreinsatzes höhere Kosten auf, die sich auf die Rendite der Anlage negativ auswirken. Bei den ETFs ist es also wie bei den ratiopharm-Zwillingen: eine sehr gute Kopie zum Top-Preis. Durch den geringen Verwaltungsaufwand sind ETFs nennenswert günstiger. Das wirkt sich bei der langfristigen Anlage, etwa in Sparplänen, über die Jahre deutlich aus.
Flexibel handelbar
Wer jetzt an den ETF ran will, benötigt nicht viel: zunächst eine Wertpapierkennnummer oder ISIN, die den Fonds genau identifiziert. Dann ein Depot bei der Hausbank oder dem kostengünstigeren Discount-Broker. Hier wird eine Börsenorder erteilt. Deshalb heißt es ja „börsengehandelter“ Indexfonds. Neben dem einmaligen Kauf bieten sich vor allem Sparpläne an. Das sukzessive Investieren hat viele Vorteile, auf die ich in einer der nächsten Börsenkolumnen näher eingehe. Flexibel bleibt man auch, wenn man plötzlich Liquidität benötigt: Ein Verkauf ist über die Börse grundsätzlich jederzeit möglich.
Warum empfiehlt mir der Berater keinen ETF, werde ich häufig gefragt. Nun, die Beratungsleistung des Finanzprofis muss eben auch honoriert werden. Das zahlt man üblicherweise über das Produkt, sprich den Fonds. ETFs sind so schlank und kostengünstig, dass für den Berater nichts übrig bleibt. Deshalb wird auch der eingangs empfohlene Finanzmakler das Gespräch sehr schnell auf eine andere Anlageform lenken.